Schnittkonstruktionsprojekt

Ab Anfang 2017 wird ein weiteres Ausbildungsprojekt in Kabul durchgeführt. Das vorliegende Projekt basiert auf den Erfahrungen, die im Vorgängerprojekt „Ausbildung zur Schneiderin für 60 Frauen 2012/2013“ gesammelt wurden.

Ziele des Projektes:

  • Die Ausbildung von afghanischen weiblichen Fachkräften im Bereich der Bekleidungstechnik. Diese sollen lernen, dem europäischen Standard gemäß Textilien zu verarbeiten und Schnittkonstruktionen anzufertigen. Dies bedeutet einerseits die formelle, gestalterische Umsetzung von Design in eine technische Schablone (Schnittkonstruktion) und andererseits auch die Umsetzung dieser Schablonen in die Fertigung von Probestücken. Die Ausbildung erfolgt sowohl klassisch durch die manuelle Entwicklung von Schnittkonstruktionen, als auch durch den Einsatz von CAD-Software (Computer-Aided-Design).
  • Langfristiges Ziel ist es, die Arbeitslosigkeit zu verringern und den Frauen die Möglichkeit zu eröffnen sowohl an dem regionalen Markt, als auch am internationalen Arbeitsmarkt Anteil zu nehmen. Die Frauen erhalten eine hochwertige textiltechnische Ausbildung, die ihnen anschließend ermöglicht, sich individuell unternehmerisch weiterzuentwickeln, evtl. sogar Produktionshäuser, Fabriken und/oder Ausbildungsbetriebe aufbauen zu können.
  • Durch den Einsatz von modernen technischen Hilfsmitteln, wie das Arbeiten am Computer und der Einsatz von CAD-Software, können die Frauen innerhalb ihres kulturellen Kontextes virtuell national und international arbeiten (Online-Handel), ohne kulturelle Grenzen zu verletzen. Sie könne Aufträge zur Schnitterstellung, Textilverzierung (Bestückungen usw.) oder Textilherstellung online akquirieren und dann ausführen - ohne direkten Kundenkontakt mit dem anderen Geschlecht.
  • Eigene Stärken zu erkennen und diese zu entwickeln. Aufgrund der andauernden Unsicherheit im kriegsbeherrschten Afghanistan und dadurch entstandene destruktive Lebensumstände haben viele Frauen zudem nicht gelernt, selbstbestimmt ihre Interessen und Talente zu erkennen und einzusetzen. Dies soll ihnen helfen, ihre Resilienz auf allen Ebenen zu kräftigen.

Für das vorliegende Projekt werden ausschließlich Frauen ausgewählt, da es Frauen in der afghanischen patriarchalen Gesellschaftsordnung sehr schwer haben Ihren Platz zu finden. Frauen die bereits lesen, schreiben und rechnen können und über eine passende Grundbildung verfügen werden bevorzugt in das Projekt aufgenommen.

Die Projektlaufzeit beträgt 24 Monate. Die Ausbildung umfasst die gesamten 24 Monate (dies beinhaltet die Vorlaufzeit von 6-8 Wochen um Personal einzustellen und Unterrichtsräume bereit zu machen) und die Teilnehmerinnen werden zu Fachkräften im Bereich der Bekleidungstechnik ausgebildet. Es finden zwei Kurse pro Tag statt - morgens und abends. Jeder Kurs besteht aus 30 Frauen. Diese Gruppengröße ist dem nationalen Lehrer-Schüler Verhältnis angepasst und so kann auf die individuellen Lernbedürfnisse eingegangen und die Talente der Teilnehmerinnen identifiziert und gefördert werden.

Es wird eine Zwischenprüfung nach dem ersten Ausbildungsjahr geben, um den Wissensstand zu prüfen und mögliche Lerndefizite zu erkennen und dann im zweiten Ausbildungsjahr auszugleichen. Am Ende des Projektes wird es eine Abschlussprüfung/Abschlussprojekt mit einer Modenschau/Präsentation geben. Jede Teilnehmerin wird sich über die zwei Jahre ein Portofolio erarbeitet haben, mit welchem sie sich dann zukünftigen Arbeitgebern präsentieren kann.

Es wird Workshops vor Ort und Webinare zu verschiedenen speziellen Themen geben.

Die Frauen werden außerdem monatlich mit 15,- Euro pro Person entlohnt, denn kulturelle Erfahrungen zeigen, dass es von männlichen Familienoberhäuptern oft nicht verstanden wird, einem weiblichen Familienmitglied eine zweijährige Ausbildung zu gestatten ohne jegliche Art von Entlohnung.